Dienstag, 30. September 2025
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Neues aus „Bauzaunhausen“

Baustelle Paul-Schneider-Straße

In Berlin gibt es gleichzeitig mehrere tausend Baustellen, die von unterschiedlichen Bauherren, Bauverwaltungen, Netzbetreibern und Straßenverwaltungen beauftragt werden. In Steglitz-Zehlendorf summieren sich seit vielen Monaten Bauarbeiten, Tief- und Straßenbauarbeiten, die für den Verkehr und den Wirtschaftsverkehr Erschwernisse bringen.
Ein Unternehmer hat sich nun an die Redaktion gewandt: „Mein Weg zur Arbeit beträgt eigentlich nur sieben (7 !!!) Kilometer, aber auf dieser überschaubaren Strecke, existieren zahlreiche Baustellen und gesperrte Abschnitte. Wöchentlich werde ich mit neuen Baustellenabschnitten und Sperrungen von Strecken überrascht und bin gezwungen neue Wege zu suchen.“

Herr Labenski von der Firma Buschmann-Reuschling hat das tägliche Baustellen-Drama in einer Leser-Mail zusammen gefasst:

Ich starte in der Bismarckstraße, die glücklicherweise nur hier und da mit ein paar Baken, mal links, mal rechts versehen ist. Ab in die Bergstraße – oh ja, hier ist die Fahrspur schon deutlich mehr eingegrenzt worden und mit zahlreichen Baken gespickt. Neue Streckenführung durch gelbe Fahrbahnstreifen markiert.

Weiter in die Filandastr., die ist ja seit ganz Kurzem wieder frei – Juhu – und dann durch die Klingsorstr. immer gradeaus – die bin ich ja am Freitag noch gefahren – Ups, da lachen mich aus der Entfernung schon ein paar neue Baken an, die eine Vollsperrung der Klingsorstr., in Richtung Krankenhaus, anzeigen. Okay, wohin jetzt? Nach rechts? Da geht´s zum Wolfensteindamm – da wird aber auch überall gebaut und gerade erst am Freitag wurden ja auch schon wieder neue Baken auf der linken Fahrspur, bei der Abfahrt von der A103, aufgestellt und beim Beginn des Wolfensteindammes ist weiterführend nicht nur die linke Spur, sondern nun auch gleich noch die rechte Spur gesperrt (Im beide Richtungen übrigens). Irgendwie ist in beide Richtungen noch eine Spur frei, durch die sich alle Autos zwängen müssen. Der Wolfensteindamm wäre somit wohl nicht die beste Wahl. Vielleicht eine Nebenstraße früher? Also die Haydnstraße geht nicht, da ist auch gesperrt, oder doch nicht mehr?

Ich habe mich entschieden links, über den Ostpreußendamm zu fahren – ach verdammt, im Wiesenweg wird doch auch gebaut – egal, dann eben gleich in den Ostpreußendamm – was ist das jetzt? Oh, der Ostpreußendamm ist nun auch über Teilstrecken auch nur noch einspurig befahrbar und dies wird über Ampeln geregelt. Dauert jetzt halt etwas länger. 

Vom Ostpreußendamm will ich ja wieder zum Hindenburgdamm – das geht doch gut über die Bäkestr., oder? Nein, eben nicht, denn die ist auch gesperrt, zumindest die Durchfahrt über die Brücke. So geht´s jedenfalls nicht zum Hindenburgdamm.

Okay, dann weiter zu Königsberger Str., was bleibt mir denn anderes übrig? Die Königsberger Str. ist aber seit nunmehr ein paar Jahren (!!!) eine Dauerbaustelle – in Anbindung des Hindenburgdamms – ganz schlimm. Abwassererneuerung – jaja, muss sein, ist schon klar. 

Ich könnte ja auch über die Giesensdorfer Str. fahren und hinten herum – Nein, kann ich nicht, denn die ist ja auch gesperrt !!!

Baustelle Paul-Schneider-Straße
Baustelle Paul-Schneider-Straße: Tief- und Rohrleitungsarbeiten nähern sich dem Ende. Asphaltarbeiten sind geplant – Foto: © Springer

Also stelle ich mich in den Stau in die Königsberger Str. und müsste an der Kreuzung Königsberger Str./Hindenburgdamm eigentlich nach links – das darf ich da aber nicht – ist einfach zu wenig Platz da. Also werde ich auch da gezwungen eine andere Route einzuschlagen, über´s Schweizer Viertel, oder bei nächster Gelegenheit wenden um mich auf der Rückfahrt bei der baustellenbedingten Einengung  anzustellen.

Ich höre hier mal auf. Die oben beschriebene Fahrt, eher eine Irrfahrt, hat eine Länge von minimal fünf, bis maximal sechs Kilometern, je nach Wahl der Route. Ich weiß gar nicht, ob ich mehr dazu sagen muss?

Auswege über Nebenstraßen – auch keine gute Idee

Ja, es gibt auf diesem Weg viele Kleinstraßen, die aus Ausweichmöglichkeit dienen könnten – könnten (!!!), wenn da nicht auch alle Nase lang Sperrungen auftreten würden. Aktuell beispielsweise auf folgenden Straßen, neben der geschilderten Strecke: Gardeschützenweg, Moltkestr., Dürerstr., Boothstr., Breitestr., Süßendstr., Schönhauserstr., Lessingstr., Kniephofstr., Brandenburgische Str., Borstellstr., Mozartstr., Calandrellistr., Gärtnerstr. & Beethovenstr.

Das ist eine erschreckend und nahezu unglaublich hohe Zahl an gesperrten und nicht zu durchfahrenden Straßen.Jeden Tag eine neue Überraschung. Nicht vorhersehbar, nicht planbar.

Wer bitteschön hat diese Planung zu verantworten? Wenn das Ziel war: “wir machen den Bezirk dicht, oder zumindest unbefahrbar.“ – na dann Glückwunsch, das wurde erreicht. Mir ist bewusst, dass viel an Instandhaltungsrückstand aufzuholen ist, aber das muss nicht überall zur gleichen Zeit geschehen!!!Es muss doch möglich sein erst einmal nur ein paar Baustellen zu eröffnen und dann auch fertigzustellen.“

Verkehrs-Ent- oder -Verwicklungswahnsinn?

„Und erst dann wird eine neue Baustelle geplant und auch genehmigt.Das ist ja auch nicht das erste Mal, dass so geplant wird. Vor ein paar Jahren bereits wurden Teile der Gallwitzallee und der Mariannenstr./Lorenzstr. zeitgleich gesperrt und bebaut – die beiden, parallelen Verbindungen nach Südosten – völlig sinnfrei beide Straßen zum selben Zeitpunkt zu sperren. Nacheinander wäre so viel besser gewesen und hätte weniger Probleme bedeutet. Ein möglicher Feuerwehreinsatz, oder ein benötigter Krankenwagen hätte ein Vielfaches an Zeit benötigt und nur zu schnell ein Leben gekostet. Das ist stets ein Risiko, welches Sie bei Ihrer Planung mit zu bedenken haben!!! 
Jetzt gerade, wo die linke Abfahrt der A103 (zum Wolfensteindamm) auf nur noch eine Fahrspur begrenzt ist, haben die gestauten Autofahren/innen keinen ausreichenden Platz mehr einen Krankenwagen die Durchfahrt zu ermöglichen. Die meisten Autofahrer/innen sind mit dieser Aufgabe eh schon überfordert, jetzt wissen sie aber auch nicht einmal mehr wohin, da ja nur noch eine Fahrspur da ist und wo soll dann der Krankenwagen hin? Ich habe es erlebt, ich habe es gesehen, ich war dabei. Genau so ist es passiert!!! Ich kann diese Streckenführung mit der Verengung auf eine Spur vollkommen nachvollziehen und erkenne auch den Hintergrund – da von den ehemals drei Spuren, die unter der Bahn-Brücke verlaufen, nur noch eine zur Verfügung steht, muss der Verkehr schon ein wenig vorher eingegrenzt und geleitet werden. Aber warum steht denn nur noch eine Fahrspur zur Verfügung? Genau das hätte nämlich im Vorfeld anders, besser gelöst werden können. Schauen Sie sich doch einmal das Resultat an – direkt an den Baustellen. Gehen Sie beispielsweise zur Ecke Königsberger Str./Hindenburgdamm und schauen sich das einfach mal an. Die Fahrzeugführer und -Führerinnen halten sich nicht an die aufgestellten Abbiegeverbote und gefährden damit täglich die anderen Teilnehmer des Straßenverkehrs. Das Gleiche werden Sie auf der besagten Streckenführung von der Abfahrt A103 zum Wolfensteindamm hin sehen. Die Fahrer/innen halten sich nicht an die durchgezogenen Linien, die einen Spurwechsel verhindern sollen, weil zu gefährlich. Zu spät erkennen sie die Spur, die sie eigentlich nehmen wollten und wechseln dann ordnungswidrig die Spur.Und jetzt versuchen Sie sich bitte nicht damit freizusprechen, dass diese Regeln beachtet werden müssen und, dass dann alles gut sei. Das ist es keineswegs.Diese verrückte Planung trägt zum großen Teil eine Mitschuld.Ich, als ortskundiger Berliner, muss sehr achtsam auf die beinahe täglichen Veränderungen schauen und versuche ihnen ordnungsgemäß zu folgen, aber welche Herausforderung stellt das für einen nicht ortskundigen Menschen dar, oder einen Fahranfänger, oder den Fahrer eines LKWs, der auch noch auf die PKWs achten muss, die plötzlich nicht mehr ordnungsgemäß fahren, gerade weil sie überfordert sind, oder diejenigen, die es einfach leid sind und sich nicht mehr an die StVO halten? — Ich habe inzwischen für beide Verständnis.“ 

Hier endet der Beitrag von Herrn Labenski, der einen Einblick in die alltäglichen Auswirkungen und die persönliche Betroffenheit und Lage gibt.- Tausende Bürger und Gäste Berlins sind täglich in ähnlicher Weise betroffen und können dies gut nachfühlen. Die ausführliche Beschwerdemail wurde auch an den zuständigen Stadtrat übermittelt.

Fortsetzung folgt

Redaktioneller Hinweis und Spoiler-Alarm:
Was, wenn keine Planung gibt, sondern viele Bauprozesse und eine App, die alles anzeigt?