Donnerstag, 28. März 2024
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Baumfällungen angekündigt

Baumfällung

Von Dipl.-Ing. Michael Springer

Das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf hat über die bevorstehende Fällung von zwei Buchen informiert. Die beiden stattlichen Buchen stehen im Bäkepark, Klingsorstraße 96a und im Gemeindepark Lankwitz, Malteserstraße 38.

Der Verdacht eines für die Standsicherheit gefährlichen Pilzbefalles hat sich gutachterlich bestätigt.

Eine Fällung und Beseitigung der Bäume ist „aus Standorts- und Verkehrssicherheitsgründen leider unausweichlich,“ heißt es in der Pressemitteilung vom 4.11.2022.
Die Entscheidung wurde offenbar nicht leichtfertig getroffen, denn im Pressetext wird erläutert:

„Seit Jahren wird eine Ausbreitung von Pilzfruchtkörpern durch die ReviermitarbeiterInnen in partiellen Bereichen der Starkwurzeln und des Stammfußes beobachtet. Bisher wurden zahlreiche Versuche unternommen, um den betroffenen Buchen durch Rückschnittmaßnahmen zur Lastenreduzierung Abhilfe zu verschaffen. Das durch das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf beauftragte Gutachten stellt nun allerdings eine erhöhte Gefährdung der Standorts- und Verkehrssicherheit fest. Aufgrund der Aggressivität des Riesenporlings durch Weißfäule kann es zu plötzlichem Bruchversagen kommen und damit kann die Standsicherheit der Bäume nicht garantiert werden. Der Sachverständige erkennt ein akutes Gefährdungspotenzial für den öffentlichen Publikumsverkehr.“

Der Riesenporling (Meripilus giganteus) gehört in die Gruppe der Holz zerstörenden Pilze. Der Riesenporling wächst vorwiegend an Rot-Buche (Fagus sylvatica) und Blut-Buche (Fagus sylvatica f. purpurea), aber auch an Linde (Tilia spec.), Mehlbeere (Sorbus aria) und Eiche (Quercus spec.).

Der Riesenporling ist ein Schwächeparasit, der geschädigte, geschwächte oder absterbende
Wurzeln älterer Bäume besiedelt — wobei die Schwächung der Buchen vor allem durch die anhalten Dürre versursacht wurde.

Baumzerstörende Pilze haben in der Regel zähe bis holzartige Fruchtkörper, beim Riesenporling sind sie aber fleischig. Auf der Hutunterseite befindet sich eine Röhrenschicht, aus deren feinen Öffnungen unter günstigen Bedingungen im Sommer oder Herbst täglich mehrere Milliarden Sporen ausstäuben können. Den vom Riesenporling befallenen Bäumen – vor allem Rot- und Blutbuchen – ist der Pilzbefall zunächst kaum anzusehen, zumindest im unbelaubten Zustand. Sind die Baumkronen belaubt, dann sind oftmals Vitalitätsverluste – deutlich zu erkennen an kleineren Blättern, veränderter Verzweigung und toten Zweigen bis in den Feinastbereich – festzustellen. Sind diese Symptome vorhanden, dann sollte eine eingehende Untersuchung bei der Buche durchgeführt werden.

Buchen mit deutlich verbreitertem Stammfuß und starken Adventivwurzeln können dem Pilzbefall lange standhalten, ohne verkehrsunsicher zu werden. Diese in der Regeln über 80 Jahre alten Bäume kann man auch zunächst am Standort halten. Das empfehlen z.B. die Baumexperten H. Reinartz, M. Schlag & L. Wessolly vom Institut für BaumDiagnose in Köln — Stuttgart.

Wenn sie noch vital sind, ist der Erhalt auch sinnvoll, da vom Erscheinen der ersten Fruchtkörper bis zum Absterben der Buchen mehr als 10 Jahre vergehen können. — Allerdings muss das Ausbreitungsrisiko der Riesenporlinge dagegen abgewogen werden, denn auch ganz andere Baumarten können vom Riesenporling befallen werden.


Einfach.SmartCity.Machen: Berlin! — Bäume fällen — oder so lange wie möglich erhalten? Was tun? — Das im Buchenholz gebundene CO2 sollte als wertvoller Kohlenstoffspeicher und ökologischer Baustoff betrachtet werden! — Könnten Parkbäume „im Stück“ entnommen werden, um möglichst viel Bauholz zu ernten? — Oder taugen große Stammstücke für Kunstaktionen auf Schulhöfen? — Sollte es eine „Carbon-Art“ geben, die Holzwerkstoffe jahrhundertelang in Kunstwerken „konserviert?“
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