Donnerstag, 25. April 2024
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Frühjahrsputz der BSR: die „Straßen-Bläser“ kommen!

Berliner Stadtreinigung beim Frühjahrsputz

Glosse | Michael Springer

Die Berliner Stadtreinigung ist wieder im Einsatz für die „Stadtsauberkeit!“ — Der Begriff stammt aus dem Wortschatz der Stadt Wien, die sich ein Ziel als lebenswerte und saubere Stadt gesetzt hat. In Berlin hinkt man noch ein wenig nach, denn der Paradigmenwandel vom „Stadtreinigungsbetrieb“ zum Betrieb mit Ergebnisverantwortung für „Stadtsauberkeit“ ist schwer zu bewältigen.

Das alte deutsche Odnungsrecht steht noch immer der „intelligenten und sozialen Stadt“ im Wege: es kennt Bußgelder bei Verschmutzung von Straßenland und Grünanlagen, aber keine Verwaltungsstrafen, die die Kosten der Beseitigung direkt dem Verursacher anlasten.

Der altehrwürdige Beruf des Straßenkehrers mit dem großen Besen und der Schaufel wird heute erneut transformiert. Die Bundesagentur für Arbeit stuft die Aufgaben noch als „Helfertätigkeiten“ ein, die auch mit Besen und Schaufel ausgeführt werden. — In Berlin wird der Straßenkehrer zum „Maschinenführer“ eines elektrisch angetriebenen „Motorblasgeräts,“ dessen Akku auf dem Rücken getragen wird.

Vom Straßenkehrer zum Straßen-Bläser

Es ist eine technische Entwicklung, die mit Arbeitskosten und Effektivität gut begründbar ist, denn die Motoblasgeräte erfassen auch den in Ritzen, Fugen und an Bordsteinkanten liegenden Schmutz. Natürlich wird auch liegengebliebendes Laub beseitigt, auch Papier und Abfall. Vor allem aber wird die Straße unter den parkenden Autos „freigeblasen“.
Früher mussten straßenweise Halteverbote eingerichtet werden, um freie Bahn für den Fühjahrsputz tz schaffen.
Ein Fünf-Mann-Trupp der BSR mit Motorblasgeräten arbeitet sich so sehr schnell durch das Straßenland. Der Lärm ist kaum bemerkt, schon ist die Reinigungstruppe Dutzende Meter weiter voran gekommen. Die Beschwerden halten sich daher im Rahmen.

Vom Mittelalter bis in die Gründerzeit der mitteleuropäischen Städte war der historische Beruf der Gassenkehrer und der Bachfeger als „unreiner und unehrlicher Beruf“ angesehen, wie „Das Lexikon der untergegangenen Berufe“ von Rudi Palla beschreibt. — Vor der Einführung der Stadtentwässerung waren die Tätigkeiten im physischen Sinn „anrüchig,“ denn alltäglich war ihr Umgang mit den Fäkalien von Mensch und Tier. — So wurden die Abtritt- und Heimlichkeitsfeger in Nürnberg auch „Pappenheimer“ genannt.
Lediglich Freiburg leistet sich noch „Bächleputzer“, die mit einem Stahlbesen Algen und Abfälle aus den wasserführenden Kanälen herausholen. — Aber wenn Berlin mit seinen „Schwammstadtplänen“ voran kommt, könnte der „Bächleputzer“ auch in Berlin neu in Mode kommen. — Derzeit wird die Unratbeseitigung in Gewässern noch gern ehrenamtlichen Inititativen angetragen.

Die altbekannten Bezeichnungen für „Straßenreiniger“, oder auch Straßenkehrer, Straßenfeger oder Straßenwischer werden heute offenbar auch obsolet. Ob die Motorblasgeräte eine neue Berufsbezeichnung hervorbringen, ist noch zweifelhaft!