Über Monate wurde ein ein jüdischer Schüler an der renommierten John-F.-Kennedy-Schule in Zehlendorf beleidigt und gemobbt. Dies hat die Schulleitung in einer Presseerklärung vom 25.6.2018 eingeräumt:
„Anfang Juni sind der Schulleitung antisemitische Vorfälle im Rahmen einer Mobbing-Problematik bekannt geworden“, heißt darin. „Die Vorfälle haben sich in einer 9. Jahrgangsstufe zugetragen und wurden zunächst in Ausmaß und Ernsthaftigkeit unterschätzt.“
Für die als besonders weltoffen geltende Schule ist das ein schlimmer Vorfall. Der jüdische Neuntklässler wurde immer wieder auf den Hin- und Rückweg zur Schule schikaniert. Dabei wurde ihm auch kalter Zigarettenrauch ins Gesicht geblasen und gedroht, „er solle an seine vergasten Vorfahren denken.“
Mit Mitschüler haben dem betroffenen Schüler auch Haftklebezettel mit Hakenkreuzen an Armen und Kleidung angebracht. Auch eine andere jüdischen Mitschülerin wurde gemobbt.
Kein Fall wie andere antijüdische und antiisraelische Vorfälle an Schulen
An der bilingualen John-F.-Kennedy-Schule mit rund 1600 Schülern lernen vor allem auch zahlreiche Diplomatenkinder und Kinder von Angehörigen der US-Botschaft. Die Schule unterliegt besonderen, verschärften Sicherheitsbestimmungen. Die Schule hat wird von einem Direktorat mit einen US-amerikanischen und einen deutschen Direktor geführt. Ein Vertreter der US-Botschaft mit Veto-Recht sitzt im Aufsichtsrat Schule.
Der vom Mobbing betroffene Schüler hat sich im Unterricht zum Nahostkonflikt positioniert und auch die israelische Seite kritisiert. Mitschüler haben ihn daraufhin angegriffen, „kein guter Jude zu sein.“
Der Vorfall hat in der John-F.-Kennedy-Schule lange angedauert und ein Großteil der 9. Klasse soll das Mobbing toleriert oder aktiv betrieben haben.
Die Eltern des Neuntklässlers mußten sich erst an die Antidiskriminierungsbeauftragte der Bildungsverwaltung wenden. Nun prüft die Schulleitung den Fall. Da im konkreten Fall keine muslimischen Schüler involviert waren, ist der Vorfall nicht in das typische Muster anderer antisemitischer Vorfälle einzuordnen. Der betroffene Junge wurde auch wegen seines Übergewichtes gehänselt.
Aufarbeitung gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern
Die Schulleitung hat das Jüdische Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus in die Aufarbeitung des Vorfalls mit einbezogen. Im kommenden Schuljahr ist eine intensive Werte-Diskussion geplant. Das Thema „Diskriminierung“ soll einen Schwerpunkt bilden.
Auch ein Treffen mit den Eltern der beteiligten Schüler hatte die Schulleitung bereits organisiert.
Im konkreten Fall muss nun der Frage nachgegangen werden, wie mit Formen des Mobbing umgegangen werden soll, bei dem jüdische Mitschüler mit Nazi-Symbolik herabgewürdigt und bedroht werden, um sich selbst als „proisraelisch“ zu positionieren.