Freitag, 19. April 2024
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Neue Mobilität: Tragflügel-Fähre Wannsee-Kladow?

Tragflügelboot als Havelfähre?

Das Berliner Mobilitätsgesetz ist verabschiedet. Künftig sollen Fahrrad und Öffentlicher Personennahverkehr Vorrang vor dem Automobil bekommen. Doch im dichten Berliner Verkehrsnetz gibt es eklatante Lücken. Insbesondere zwischen den Bezirken Spandau und Steglitz-Zehlendorf klafft eine „nasse Lücke“, die mit der BVG-Fährlinie F10 überbrückt wird. Die Fährlinie ist auf einen weiten Stunden-Takt ausgelegt. Der von der Stern und Kreisschiffahrt GmbH Berlin gecharterte Dampfer „Wannsee“ kann 300 Fahrgäste transportieren.

Vor allem an den Sommerwochenenden werden die 152 Sitzplätze und 148 Stehplätze knapp. Oft müssen auch Fahrgäste mit Fahrrädern abgewiesen werden. Eine Stunde Wartezeit kann dann in Kladow oder Wannsee auf dem Heimweg ganz schön lang werden. Auf dem Weg zur Arbeit darf die Fähre niemand verpassen – deshalb ist die F10 eher Freizeitinfrastruktur. Benötigt wird eine alltagstaugliche Fähre und ein für den Berufsverkehr optimierter Einsatztakt.

Verkehrchaos in Spandau als Chance

Der Bezirk Spandau steht vor einem Verkehrskollaps – und man sucht verzweifelt nach neuen Lösungen. Die CDU-Spandau hat etwa den Bau einer Havelbrücke vorgeschlagen, und damit die vielen Mitglieder der Segelvereine beidseits der Havel aufgebracht: „Havelbrücke oder Autofähre?“ ( 16.06.2018 | TAGESSPIEGEL ). Im Newsletter hat die Tagesspiegel-Redaktion sogar uralte Pläne für eine U-Bahnverbindung zwischen Wannsee und Kladow ausgegraben.

Wie sehr Verkehrsprobleme in Spandau drücken, wird durch die kurzfristige Absage der Baumaßnahme zum Havelradweg deutlich. Für eine 1000 Meter lange Baustelle hätte Berlins längste Busumleitung eingerichtet werden müssen. Eine Einbahnstraßen-Lösung hätte die Bauzeit verkürzen können – aber unzumutbare Umwege für viele Berufspendler und den Schülerverkehr.
Nun vergeht ersteinmal Zeit, bis neu mit dem geplanten Bau begonnen wird. Bedenkzeit – die für die Entwicklung von Alternativen genutzt werden kann.

Schnelle Fährverbindungen über die Havel als Ausweg?

Wenn man nach Alternativen sucht, lohnt immer ein Blick ins europäische Ausland. In diesem Fall nach Finnland, das für die Gewässer des Keitelekanal von Jyväskylä nach Viitasaari eine bewährte Lösung einsetzt: das Tragflügelboot „Suvi Express“ vom Typ Polesye, das mit 64 km/h über das Wasser fliegt, obwohl es schon etwas altersschwach ist.

Der über 1.000 PS starke Motor fährt das Boot langsam vom Kai weg, bevor zur Beschleunigung und gleitend zur Tragflügel-Fahrt übergegangen wird. Die Fahrtzeit zwischen Kladow und Wannsee könnte mit modernen Nachfolgern der einst in Rußland gebauten Tragflügelboote beträchtlich verkürzt werden.

Ein 30-Minuten-Takt in den Spitzenzeiten könnte mit einem modernen Nachfolger eines Tragflügelbootes realisiert werden. Moderne Tragflügelboote könnten einen guten Kompromiß zwischen Geschwindigkeit und Energieeinsatz erreichen, denn ihre Wasserverdrängung ist bei hohem Tempo gering. Auch ist die Wellenbildung geringer – und sogar der Landschaftsschutz könnten eingehalten werden.