Berlin muss sich an den laufenden Klimawandel anpassen, und künftig viele Projekte zum Wasserhaushalt in Gang setzen. Die neuen Ziele: Gewässer schützen, Wasser speichern, Verdunstung begrenzen, Regenwasserspeicherung nach Starkniederschlägen verbessern — und die Grundwasseranreicherung zu stärken.
Mit dem Ökokonto-Projekt „Blaue Perlen für Berlin“ wird ein selbstfinanzierendes Programm zur ökologischen Aufwertung von Berliner Kleingewässern geschaffen. Es wurde gemeinsam mit der Senatorin für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz, Bettina Jarasch, und dem Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Andreas Geisel entwickelt
Das vom Berliner Senat am 8.2.2022 beschlossene Programm sieht die Aufstellung eines dritten gesamtstädtischen Ökokontos vor.
Ökokonten sind ein wirksames Instrument des gesamtstädtischen Kompensationsmanagements, um die ökologischen Folgen großer Bauvorhaben abzumildern und gleichzeitig die grüne Infrastruktur Berlins zu sichern und zu stärken.
Die Planung und Umsetzung notwendiger ökologischer Ausgleichsmaßnahmen erfolgen auch vorgezogen, um dringend benötigte Bauvorhaben zu beschleunigen. So werden praktisch Naturausgleichsmaßnahmen auf Vorrat geschaffen, die in Baugenehmigungsverfahren angerechnet werden können.
Naturschutz und Ausgleichsmaßnahmen werden damit über Finanzierungsinstrumente in Gang gesetzt. Das kann viel Zeit bei sonst strittigen Bauvorhaben sparen.
Drittes Ökokontoprojekt in Berlin
Mit den „Blauen Perlen für Berlin“ wird das dritte Ökokontoprojekt geschaffen, das erstmals berlinweit anwendbar ist. Die ersten beiden bereits begonnenen Ökokonto-Projekte „Malchower Auenlandschaft“ und „Biotopverbund Wuhletal“ sind räumlich begrenzte Projekte.
Bettina Jarasch, Senatorin für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz sagte dazu:
„Wir wollen, dass Klimaschutz und Stadtentwicklung zusammenarbeiten und wir gemeinsam ein lebenswertes Zuhause für Mensch und Natur schaffen. Unser Ziel ist es, dass trotz knapper werdender Flächen die Umwelt dennoch grün, lebenswert und im Gleichgewicht bleibt – dazu dient das Ökokonto. Mit den Blauen Perlen nehmen wir jetzt Berliner Kleingewässer in den Blick, die wir revitalisieren wollen. Sie bieten Tieren und Pflanzen vielfältige Lebensräume und eröffnen den Berlinerinnen und Berlinern zusätzlich neue Naturerlebnisse mitten in der Stadt.“
Andreas Geisel, Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen ergänzte:
„Mit den Ökokonten werden wir auf der einen Seite unsere großen Bauvorhaben beschleunigen und auf der anderen Seite den Zustand von Natur und Landschaft verbessern. Wir schaffen hier die Möglichkeit, mit dem Instrument der Eingriffsregelung gleichzeitig auch die landschaftsplanerischen Ziele des Landschaftsprogramms umzusetzen. Diese gegenseitigen Vorteile helfen dem Wohnungsneubau und sind gleichzeitig Ausdruck einer gut aufeinander abgestimmten und nachhaltigen Stadt- und Freiraumentwicklung. Wir werden unseren gemeinsamen Einsatz für ein gesamtstädtisches Kompensationsmanagement weiter fortführen.“
Ökokonto-Projekt sorgt für Beschleunigun von Bauvorhaben
Mit der Aufstellung von Ökokonten können die Planungszeiten für Bebauungspläne verkürzt werden. Das langwierige Suchen nach Ausgleichsflächen entfällt. Das Land Berlin geht mit der Planung und Umsetzung der Ausgleichsmaßnahmen in Vorleistung. Die Stadtnatur kann sich so schon vor einem Eingriff an anderer Stelle positiv entwickeln. Weil dieser Vorrat an Ausgleichsmaßnahmen eine Art „Guthaben“ darstellt, das mit künftigen Eingriffen durch Bauvorhaben verrechnet wird, wird dieses Instrument als bauleitplanerisches Ökokonto bezeichnet.
Kleingewässer in Berlin neu im Blick
Mit den „Blauen Perlen für Berlin“ sollen kleine Gewässer mit ihren angrenzenden Feuchtgebieten ökologisch aufgewertet werden. Da diese Gewässer zumeist auch dem Landschaftschutz und Naturschutz dienen, greifen hier die Naturschutz- und Grünflächenämter nur zurückhaltend ein. Der starke Aufwuchs von Bäumen und Strauch- und Ufervegetation erfordert jedoch aufwändige Pflegemaßnahmen, damit die Kleingewässer nicht verschlammen und verlanden. Am Ufer stehende Bäume müssen daher zurück geschnitten werden, im das Fall-Laub im Herbst vom Wasser fernzuhalten.
Röhrichtbereiche, besonnte Uferbereiche und Flachwasserzonen haben die höchste biologische Aktivität, und reinigen das Wasser. Zugleich sind die Gewässer für die Erholungssuchende wichtige Erlebnisräume. Uferbereiche sind sehr wichtige Lebensräume für Brutvögel, feuchteliebende Pflanzen, Insekten und Tiere. In der Stadt haben Kleingewässer auch eine Schlüsselrolle in der natürlichen Biotopvernetzung.
30 Gewässer sind auf der Agenda — zwei Pilotpropjekte
In den kommenden Jahren sollen rund 30 Gewässer in Angriff genommen werden, die im gesamten Stadtgebiet verteilt sind. Um dafür standardisierte Planungs- und Realisierungsprozesse aufzubauen, wurden zunächst die Pilotprojekte Feldweiher und Schleipfuhl im Bezirk Marzahn-Hellersdorf sowie der Lankegrabenteich in Steglitz-Zehlendorf als Pilotprojekte zur Umsetzung ausgewählt.
Die künftigen „Blauen Perlen“ werden von den für Umwelt und für Stadtentwicklung zuständigen Senatsverwaltungen gemeinsam mit den Berliner Bezirken entwickelt.
Wegen des großräumigen klimawandelbedingten akuten Wassermangels in der Metropolenregion muss vor einr Umsetzung der ökologischen Maßnahmen der Wasserhaushalt der Kleingewässer optimiert werden.
Zufluß und Abfluß müssen bemessen und reguliert werden. Der Regenwasserzufluß muss oft sogar verbessert werden.
Dafür wurden Kooperationen mit den Berliner Wasserbetrieben, der Berliner Regenwasseragentur, und dem Bereich Wasserwirtschaft und der Wasserbehörde aufgebaut.