Samstag, 07. September 2024
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Auf Bibersuche am Siethener See

Blick auf den Siethener See von der abgewandten Seite der L795.

Von Amina Mendez

Nur ein paar Kilometer von Ludwigsfelde entfernt, erstreckt sich ein Band von vier Seen eiszeitlicher Prägung: Siethener See, Gröbener See, Schiaßer See und Grössinsee. Sie gehören zum Landkreis Teltow-Fläming und befinden sich im Nordosten des geschützten Nuthe-Nieplitz Naturparks.

Gleich an der Nordseite des Siethener Sees stößt man auf eine der beiden Badestellen. Der schöne Ausblick auf den See kompensiert die Motorengeräusche der Motorradfahrer, die die Potsdamer Chaussee gemächlich entlangkurven. Eine solarbetriebene SOS-Säule mit Ladefunktion für Smartphones ersetzt die Rettungsschwimmeraufsicht. Ein paar hundert Meter entfernt befindet sich das Forsthaus Siethen. Leider hatten wir Pech, am 1. Mai war’s geschlossen. Das Forsthaus bewirtet nur samstags und sonntags ab 11.30 Uhr mit regionaler Küche.

Badestelle am Siethener See
Badestelle am Siethener See – Foto: © Amina Mendez

Blick auf den See, Biber taucht auf

Folgt man dem Wanderpfad Richtung Westen, werden die Fahrbahngeräusche leiser. Immer neue Aussichten auf den See tauchen zwischen knorpeligen Bäumen und Sträuchern auf. Ein Blesshuhn räuspert sich unweit des Ufers und setzt seine Erkundungstour gleich wieder fort. Der Wind ist stark und die sich wiegenden Äste versperren den freien Blick auf das gefiederte Fotomotiv. Ein paar Minuten später eine weitere Überraschung – ein Biberkopf taucht aus dem Wasser auf. Der Biber schwimmt seelenruhig nur wenige Meter vom Ufer entfernt.

Der Siethener See ist Lebensraum von Bibern.
Der Siethener See ist Lebensraum von Bibern. – Foto: © Amina Mendez

Die Kette der vier Binnenseen entstand während der letzten Eiszeit vor über 20.000 Jahren. Der Nuthe-Gletscher verlief quer zu dem Seenband. Abtauendes Schmelzwasser floss im rechten Winkel ab und bildet eine Abflussrinne. Schmelzwasser und Geröllreste sammelten sich in der Rinne. Reste des Schmelzwassers formten die vier aneinander gereihten Seen. Das ehemalige Nuthe-Gletschertal ist heute die Nuthe-Niederung. Sie schiebt sich quer zwischen Gröbener und Schiaßer See. Während der Siethener See relativ zugänglich ist, umgibt den Gröbener See eine dichte Uferzone mit einem breiten Schilfgürtel, Erlenbruchwäldern, Kiefern und Feuchtwiesen. Wanderwege führen um diese Vegetation herum und eröffnen über Stichwege den Blick aufs Wasser.

Über Gröben schwebt der Hauch des Mittelalters

Vorbei am märkischen Wanderdorf, ein Tagungsort und Ferienziel für Ruhesuchende gelangt man zum Ort Gröben. Das kleine Dorf hat eine reiche Vergangenheit. Gröben war früher auch als „Schlaberndorf“ und „Schlaberendorf“ bekannt. Diese Bezeichnung geht auf die Familie von Schlabrendorf zurück. Sie herrschte von 1416 für rund 450 Jahre in dem Ort. Auch die Nachbardörfer Siethen und Klein-Beuthen zählten zum Besitz der Adelsfamilie. Der Gröbener Kietz ist heute einer der wenigen erhaltenen ursprünglich mittelalterlichen Kietze in Brandenburg. Während der Herrschaft der Familie von Schlabrendorf wurde Gröben 1550 sogar zum Rittersitz erklärt.

Auch Theodor Fontane verweilte öfters in Gröben. In seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ schrieb er: „Es gab nun also wieder eine wirkliche Gröbener Gutsherrschaft und zwar eine, wie man sie lange nicht im Dorfe gekannt hatte, richtiger noch, wie sie nie dagewesen war. Ordnung und Sitte waren mit dem jungen Paare gekommen, auch Beistand in Rat und Tat, und soweit es in Menschenhände gegeben ist, dem Unglück und Unrecht zu wehren, so wurd’ ihm gewehrt.“

Nuthe-Wanderung gibt Ruhe und Gelassenheit.
Nuthe-Wanderung gibt Ruhe und Gelassenheit. – Foto: © Amina Mendez

Die Nuthe gibt Ruhe und Gelassenheit

Heute kann man in der Gröbener Dorfaue im bekannten Gasthof Naase gepflegt speisen und Kaffee trinken. Eine erholsame Pause, denn nach Gröben setzt sich der Spaziergang fort, in Richtung Süden zur Nuthe-Niederung. Die Wanderung entlang der Nuthe verspricht noch einmal ein intensives Naturerlebnis. Saftige Wiesen, frische Felder, romantische Ausblicke auf die liebliche Flusslandschaft. Wer die Ruhe sucht, findet hier Entspannung.
Die Nuthe ist in ihrem Unterlauf heute ein Kanal. Die Ausgestaltung begann 1950 und sollte die umliegenden Ortschaften vor Hochwasser schützen.

Blick auf den Nuthe-Kanal
Blick auf den Nuthe-Kanal – Foto: © Amina Mendez

Der Nuthe-Wanderweg führt bis zur Lindenstraße (L793) und darüber hinaus. Die Verlängerung der Jütchendorfer Chaussee bringt Wanderer zurück zur Potsdamer Chaussee, wo sich ein kleiner Parkplatz direkt an der nördlichen Badestelle befindet. Insgesamt ist die Rundwanderung zirka 12 Kilometer lang. Unterwegs im Siethener Spargelhof kann man sich noch mit frischem Gemüse eindecken.

Nuthe-Wanderweg für Ruhesuchende
Nuthe-Wanderweg für Ruhesuchende – Foto: © Amina Mendez

Weitere Informationen:

Badestrand am Siethener See

www.naturpark-nuthe-nieplitz.de